Team der Familienherberge Lebensweg mit dem BAMBI

Das Team der Familienherberge Lebensweg freut sich über den BAMBI in der Kategorie "Stille Helden".

Als die Kinderkrankenschwester Karin Eckstein im vergangenen Jahr von Sänger Michael Patrick Kelly mit einem BAMBI in der Kategorie „Stille Helden“ überrascht wurde, erntete sie minutenlangen Beifall und sorgte mit ihren Dankesworten für einen der emotionalsten Momente des BAMBI-Abends. 

Wer Karin Eckstein begegnet, erlebt eine Frau, deren emotionale Wärme, deren Empathie, Tatendrang und ungeteilte Zugewandtheit sofort auffällt. Durch ihren unermüdlichen Einsatz hat sie auf dem ehemaligen elterlichen Bauernhof einen Ort geschaffen, an dem Familien mit schwerstkranken oder mehrfachbehinderten Kindern die dringend benötigte Ruhe und Auszeit vom kräftezehrenden Alltag erleben dürfen: Die Familienherberge Lebensweg, einzigartig in Süddeutschland. 

Pflegende Eltern sind in unserer Gesellschaft unsichtbar

Pflegende Eltern sind in unserer Gesellschaft nahezu unsichtbar und unter den pflegenden Angehörigen stellen sie eine besondere Gruppe dar. Im Alltag kämpfen sie mit sehr vielen bürokratischen Hürden, müssen die Rechte, die ihnen und ihren pflegebedürftigen Kindern zustehen oftmals einklagen. Aufgrund fehlender Betreuungs- und Entlastungsangebote ist eine bezahlte Erwerbstätigkeit neben der Pflege fast unmöglich. In Deutschland gibt es über 200.000 schwerstkranke oder behinderte Kinder und Jugendliche, die rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen sind.

Karin Eckstein motiviert andere Menschen, sich für pflegende Familien einzusetzen: „Eine Idee zu haben ist das eine, aber viele Menschen zu gewinnen, die die Vision teilen und diese mit uns umsetzen, ist das andere. Wenn eine Flamme brennt, lasst sie weiter brennen und tragt Gutes hinaus! Durch die BAMBI-Auszeichnung erfährt die Familienherberge Lebensweg unglaublichen Rückenwind und Aufmerksamkeit, unter anderem auch durch die TRIBUTE TO BAMBI Stiftung, die seit so langer Zeit fest an unserer Seite steht.“

Wir haben bei Karin Eckstein nachgefragt, was sich seit der Auszeichnung verändert hat, welche Pläne sie hat und wie wir es gemeinsam schaffen, mehr Aufmerksamkeit auf pflegende Familien zu lenken – auch am Internationalen Tag der Pflegenden, der jedes Jahr am 12. Mai stattfindet. 

Was hat sich seit der BAMBI-Auszeichnung für die Familienherberge Lebensweg verändert?

Karin Eckstein: Der BAMBI hat uns großartige Aufmerksamkeit beschert, so können wir unsere Reichweite über die Grenzen von Baden-Württemberg hinaus weiter ausdehnen. Dadurch sind insbesondere neue Spender:innen aus der gesamten Bundesrepublik auf uns aufmerksam geworden.

Wir sind ganz neugierig. Wo steht das goldene Reh heute?

Karin Eckstein: Der BAMBI sucht aktuell noch seinen finalen Platz in der Familienherberge Lebensweg. Er wandert regelmäßig in die verschiedenen Bereiche und darf oft an Teambesprechungen teilnehmen. Auch unsere Gastfamilien freuen sich immer sehr, wenn sie den BAMBI anschauen und berühren können – wo hat man sonst schon einmal die Gelegenheit eine solch große Auszeichnung anzufassen. Die Kinderaugen strahlen und so manches Kind hat schon getestet, wie der BAMBI riecht oder wie schwer er ist. (Info aus dem BAMBI-Team: Das goldene Reh ist mit 2,5 kg wirklich ein Schwergewicht. Viel handwerkliches Geschick und Liebe zum Detail machen jede Statue einzigartig und mit dem 18 Karat Goldüberzug besonders wertvoll.)

Warum ist für die pflegenden Familien eine Auszeit so wichtig?

Karin Eckstein: Für Eltern mit behinderten oder schwerstkranken Kindern ist eine Auszeit von entscheidender Bedeutung, da sie eine dringend benötigte Möglichkeit bietet, physische und emotionale Erschöpfung zu lindern. Die konstante Pflege und Betreuung eines schwerstkranken oder behinderten Kindes können enorm anspruchsvoll sein und die Eltern vor große emotionale und körperliche Herausforderungen stellen. Eine Auszeit ermöglicht es den Eltern, sich zu regenerieren, Stress abzubauen und ihre eigene psychische Gesundheit zu pflegen. Dies ist entscheidend, um langfristig eine konstante und liebevolle Betreuung für das pflegebedürftige Kind aufrechterhalten zu können. Dies ist auch für die Familienstruktur essenziell. Zudem ist es enorm wichtig Raum und Zeit für die Geschwisterkinder zu schaffen. Sie müssen ihre Bedürfnisse und Interessen häufig zurückstellen, einen Teil der Verantwortung mittragen und dadurch viel zu schnell erwachsen werden.

Wie schaffen wir es gemeinsam, dass pflegenden Familien mehr Sichtbarkeit und Unterstützung in der Gesellschaft erhalten?

Karin Eckstein: Durch Aufklärung und Sensibilisierung wollen wir das Bewusstsein für die Herausforderungen, denen pflegende Familien gegenüberstehen, schärfen. Hierbei ist es entscheidend, ihre Geschichten zu teilen und ihre Erfahrungen öffentlich zu machen. Durch Medienpräsenz – sei es in Interviews, Artikeln oder sozialen Medien – können wir eine breitere Öffentlichkeit erreichen und Verständnis fördern. Da sind wir auf so wunderbare Projektpartner, wie die TRIBUTE TO BAMBI Stiftung angewiesen, die uns weitertragen und unsere Einrichtung da präsentieren, wo wir keine Möglichkeit haben.

Nicht nur die betroffenen Eltern, sondern auch Initiativen, wie die Familienherberge Lebensweg, haben mit Herausforderungen zu kämpfen? Wie sehen diese konkret aus?

Karin Eckstein: Die Familienherberge Lebensweg steht wie viele Einrichtungen im Pflegebereich vor der Herausforderung des Fachkräftemangels. Dies hat zur Konsequenz, dass die Kapazität zur Aufnahme von Gastkindern begrenzt ist. Der Personalmangel in der Pflege beeinflusst somit direkt die Betreuungsmöglichkeiten für Familien mit schwerstkranken Kindern. Die Notwendigkeit, qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten, stellt eine der zentralen Herausforderungen dar, der die Familienherberge Lebensweg begegnet. Wir sind sehr glücklich, so tolle Mitarbeiter:innen zu haben und setzen uns für gute Arbeitsbedingungen ein, daher haben wir wenig Fluktuation.

Eine große Herausforderung aus finanzieller Seite ist die kostendeckende Versorgung der Gastfamilien. Hier sind wir dauerhaft auf Unterstützung in Form von Spenden angewiesen. Der, aus unserem Angebot für die Gastfamilien nicht mehr weg zu denkende, Bereich Betreuung ist mit seinen vier Mitarbeiter:innen komplett spendenfinanziert. Ebenso, die von unseren Gästen sehr dankbar angenommene Sozialberatung. Eine weitere Finanzierungssäule wie beispielsweise die Anerkennung als Familienerholung wäre absolut wünschenswert. 

Gibt es eine besondere Botschaft, die Sie in die Welt hinaustragen möchten?

Karin Eckstein: Jede pflegende Familie braucht einen Ort zum Wohlfühlen und Loslassen. Einen Ort, an dem sie mit gutem Gewissen zur Ruhe kommen darf.