
CW: Dieser Beitrag enthält Informationen zu Depression und Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen. Wenn Sie diese Themen belasten, lesen Sie den Text bitte nur in einem geschützten Moment oder gemeinsam mit einer Vertrauensperson. Am Ende finden Sie Hilfsangebote für betroffene Familien.
Mit Blick auf die Zahlen zur psychischen Gesundheit junger Menschen wird schnell klar: Wir alle sind gefragt, genauer hinzusehen und die mentale Gesundheit der jungen Generation ernstzunehmen. Die TRIBUTE TO BAMBI Stiftung unterstützt unterschiedliche Hilfsangebote in ganz Deutschland. Eines davon ist eine Online-Fortbildung für Lehrkräfte, die hilft, Warnzeichen bei Schüler:innen zu erkennen - entwickelt von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.
Wenn die junge Seele müde ist
Depression gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen und dennoch wird die Krankheit oftmals übersehen – vor allem in der Pubertät. Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen und Antriebslosigkeit sind in dieser sensiblen Lebensphase keine Seltenheit. Doch wenn solche Symptome länger andauern oder sich weitere Anzeichen wie tiefe Traurigkeit, innere Anspannung, unangemessene Schuldgefühle, Selbstwertprobleme, Schwierigkeiten in der Schule, Hoffnungslosigkeit und sozialer Rückzug hinzukommen, sollten Eltern und Lehrkräfte aufmerksam werden. Denn: Depressionen verlaufen oft schleichend.
Eine genetische Veranlagung oder traumatische Erfahrungen in der frühen Kindheit führen zu einem höheren Risiko zu erkranken. Die multiplen Herausforderungen, mit denen unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahren konfrontiert werden, wirken zudem wie Brandbeschleuniger. Auch das Gefühl von Einsamkeit kann die psychosoziale Entwicklung von Kindern beeinträchtigen. In Deutschland sind etwa drei bis zehn Prozent aller Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren an einer Depression erkrankt.
Suizidalität im Kindes- und Jugendalter
Betroffene verlieren manchmal jede Hoffnung auf Besserung, und empfinden ihr tägliches Leid als unerträglich. Es kann der Wunsch entstehen, nicht mehr leben zu wollen. Suizide im Kindesalter sind zum Glück sehr selten, im Jugendalter zählen sie jedoch zu den häufigsten Todesursachen. Jugendliche mit Depression haben ein bis zu 20-fach erhöhtes Risiko für suizidales Verhalten. Im Jahr 2023 haben sich 195 junge Menschen unter 18 Jahren das Leben genommen. Jungen versterben im Vergleich zu Mädchen dreimal so häufig, während Mädchen Hauptrisikogruppe für Suizidversuche sind.
Suizidgedanken müssen immer ernst genommen und umgehend professionelle Hilfe (z.B. bei Kinderärzt:innen, Kinder- und Jugendpsychotherapeut:innen oder der nächstgelegenen Klinik) gesucht werden. In akuten Situationen sollte man nicht zögern, den Notruf unter der Telefonnummer 112 zu alarmieren.
Schule als Schlüsselfaktor
Lehrkräfte bemerken Verhaltensveränderungen bei ihren Schüler:innen oft als erste und nehmen daher eine wichtige Schlüsselrolle in der Früherkennung ein. Sie können ein ruhiges Gespräch anbieten, ermutigen, sich Hilfe zu suchen und Anlaufstellen vermitteln. Aus diesem Grund hat die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention eine kostenlose Fortbildung für Lehrkräfte entwickelt – gefördert von der TRIBUTE TO BAMBI Stiftung. „Alles gut in der Schule?“ vermittelt grundlegendes Wissen über die Krankheit sowie einen sicheren Umgang mit möglicherweise betroffenen Jugendlichen und Suizidalität.
Depression kann nicht immer verhindert werden, aber erst einmal erkannt, ist sie gut behandelbar. Ein zeitnaher Zugang zu professionellen Hilfsangeboten ist besonders wichtig.
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Julia Ebhardt hat die Online-Fortbildung mitentwickelt und appelliert: „Es wäre hilfreich, generell den Themen von jungen Menschen mehr Beachtung zu schenken und ihre Belange auch in politischen Entscheidungen einzubeziehen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass es mehr niedrigschwellige Anlaufstellen und Unterstützungsangebote gibt, so dass psychische Belastungen mit Unterstützung reduziert werden können.“
Und noch einen Wunsch hat sie: Durch breite Aufklärung über psychische Erkrankungen dazu beitragen, dass Betroffene ermutigt werden, sich frühzeitig Hilfe zu suchen.
Tipps für betroffene Familien und Journalist:innen
Da Therapieplätze in vielen Regionen oft schwer zu bekommen sind, können Beratungsstellen ein erster guter Anlaufpunkt sein. Jugendliche finden zudem Hilfe bei anonymen Online-Beratungen wie beispielsweise Jugendnotmail, Krisenchat oder der Aufklärungsseite Fideo. Die Schulsozialarbeit kann ebenfalls unterstützend wirken.
Auch rund um das Thema Suizid in den Medien bietet die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention einen kostenlosen Workshop "Berichterstattung über psychische Erkrankungen und Suizide" an. Sie hat zudem einen Medienguide veröffentlicht, um dem sogenannten Werther-Effekt entgegenzuwirken.
Was wir alle tun können
Depression ist eine ernste, aber gut behandelbare Erkrankung. Je früher sie erkannt wird, desto größer sind die Chancen auf Besserung. Wenn wir gemeinsam hinschauen, offen über psychische Gesundheit sprechen und Hilfe zugänglich machen, geben wir Kindern und Jugendlichen etwas sehr Wertvolles: Hoffnung und Halt. Und das kann Leben retten.