Vertreter:innen der AETAS Kinderstiftung, der TRIBUTE TO BAMBI Stiftung und der Kriseninterventionsteams.

Übergabe der Notfallrucksäcke an die AETAS Kinderstiftung und die drei Kriseninterventionsteams in München.

Wenn Kinder nach einem hochbelastenden Lebensereignis, wie beispielsweisen dem Auffinden der unerwartet verstorbenen Oma, Suizid oder Suizidversuch des Papas, Naturkatastrophen, schlimmen Unfällen oder Flucht- und Kriegserfahrungen, unter schweren seelischen Belastungen leiden oder unter einem akuten psychischen Schock stehen, benötigen sie unmittelbar Hilfe. Im Großraum München erhalten sie diese von der AETAS Kinderstiftung, die Kinder, Jugendliche und ihre Bezugspersonen nach hochbelastenden Lebensereignissen betreut. Ziel ist es akutes Leid zu lindern und die frühe Traumaverarbeitung zu fördern, um dadurch späteren psychischen Erkrankungen vorzubeugen.

Nach der allerersten Versorgung durch die Rettungsdienste ist die AETAS Kinderstiftung für die Familien im Einsatz – in besonders traumatisierenden Fällen auch langfristig. Die mehrfach ausgezeichnete Akuthilfe schließt eine Lücke in der Versorgung traumabelasteter Kinder und Jugendlicher. Ein hochqualifiziertes Team, bestehend aus Fachberater:innen für Psychotraumatologie, Diplom-Psycholog:innen und weiteren Mitarbeitenden, betreut Familien bei Bedarf auch zu Hause und geht individuell auf die Erlebnisse ein. „Die präventive Hilfe unterstützt die Betroffenen dabei, trotz schlimmer Erlebnisse mental gesund zu bleiben. Wir leisten Erste Hilfe für Kinderseelen.“ so Simon Finkeldei von der AETAS Kinderstiftung.

Akuthilfe durch Kriseninterventionsteams

Um in der Soforthilfe noch besser auf die Bedürfnisse der traumabelasteten Kinder eingehen zu können, finanziert die TRIBUTE TO BAMBI Stiftung die Anschaffung von so genannten Notfallrucksäcken. Drei dieser Rucksäcke konnten kürzlich an die Münchener Kriseninterventionsteams übergeben werden.

In und um München sind verschiedene Kriseninterventionsteams aktiv: Die im Mai 2021 ins Leben gerufene Kriseninterventionseinheit KiM der Aicher Ambulanz, der KID vom Bayerischen Roten Kreuz und das KIT-München vom Arbeiter-Samariter-Bund, das bereits 1994 gegründet wurde und seitdem fest im Rettungsdienst verankert ist. Ebenso unterstützen Mitarbeitende der Notfallseelsorge Betroffene hochakut. Die ehrenamtlich arbeitenden Teams bieten Struktur für Kinder, die nach einem außergewöhnlichen Vorfall unter schweren seelischen Belastungen leiden oder unter einem akuten psychischen Schock stehen. „Unser ehrenamtliches Team ist dann sehr schnell an der Seite der Kinder, um sie so gut wie möglich aufzufangen, mit ihnen zu sprechen, aber auch um mit ihnen zu schweigen. Wir versuchen immer, Bezugspersonen der Kinder zügig mit einzubinden und diese Personen dann gut zu coachen, worauf es im Kontakt zu den Kindern ankommt. Das alles ist Präventionsarbeit für die Psyche.“ erklärt Sebastian Hoppe vom KIT-München. So ein Einsatz dauert in der Regel zwei bis fünf Stunden. Die betreuten Personen werden nach einigen Tagen erneut kontaktiert, um weitere Unterstützung anzubieten und auf bestehende Angebote hinzuweisen. Dafür stehen zwei Hauptamtliche zur Verfügung. Stets findet ein intensiver Austausch mit der AETAS Kinderstiftung statt.

Als vor rund einem Jahr die ersten Schutzsuchenden aus der Ukraine in München ankamen, sorgten auch die Mitarbeitenden dieser Kriseninterventionsteams für die Umrüstung der Messehallen, ein funktionierendes Registrierungssystem und halfen dabei das Leid der Geflüchteten zu lindern. Eine Extremsituation für alle Beteiligten.

Kinder zählen zu den besonders vulnerablen Gruppen und erfahren in den Akutbetreuungsstellen, also den Unterkünften, in denen die geflüchteten Familien die ersten zwei bis drei Tage verbringen, oftmals weitere Traumatisierungen. Dort brennt aus Sicherheitsgründen ununterbrochen grelles Licht, es gibt meist keinerlei Privatsphäre oder Schutzräume für Kinder. Und obwohl ihr Körper unter ständiger Anspannung steht und ihr natürlicher Bewegungsdrang ein gutes Ventil zum Stressabbau wäre, müssen sie sich ruhig verhalten. Eine Situation, die für Kinder nur schwer auszuhalten ist. Zusätzlich prasseln Kriegsnachrichten aus der Heimat ununterbrochen über das Handy ein und auch Todesnachrichten von Familienangehörigen müssen übermittelt werden.

Notfallrucksäcke für traumatisierte Kinder

In solchen und anderen Fällen kommen in Zukunft die Notfallrucksäcke zum Einsatz. Darin enthalten sind verschiedene Materialien zum Stressabbau, wie Malbücher und Zahlenbilder, Karten- und Legespiele, Puzzle, Wimmelbücher, Taschentücher und Pflaster. Statt Luftballons, die beim Zerplatzen laut knallen und an den Beschuss in Kriegsgebieten erinnern, werden nun bunte Softbälle zur Verfügung gestellt. Zudem befinden sich Selbsthilfematerialien in den Rucksäcken – ausgedruckt und auf einem USB-Stick und selbstverständlich in verschiedenen Sprachen.

Die Akuthilfe-Teams schaffen einen sicheren Hafen, wenn viel Aufregung im kindlichen Umfeld vorhanden ist, bieten Orientierung und Struktur und beugen psychischen Erkrankungen vor. Die von der TRIBUTE TO BAMBI Stiftung finanzierten Notfallrucksäcke tragen nun dazu bei, traumabelastete Kinder in der Phase akuter Belastung optimal zu versorgen.

Notfallrucksack mit unterschiedlichen Materialien.

Im Rucksack befinden sich effektive Materialien zur Stressreduzierung