Mutter spricht mit ihrer Tochter über Ängste und Sorgen.

Die Mutter gibt ihrer Tochter Halt und Sicherheit und beantwortet ihre Fragen zum Krieg in der Ukraine.

Kinder spüren unsere Ängste und Sorgen, können Wortfetzen aus persönlichen Gesprächen, TV und Radio aber nur schwer einordnen und benötigen daher eine altersgerechte Begleitung. Wie groß die Unsicherheit und Nachfrage von Eltern hierzu ist, veranschaulicht die Tatsache, dass die wenigen guten Kinderbücher, die es zum Thema Krieg gibt, im Moment vergriffen sind.

Doch wenn man ein paar Dinge beachtet, ist es gar nicht schwer seine Kinder altersgerecht zu begleiten. Das funktioniert am besten, indem man beruhigt, über Gefühle spricht und keine Horrorszenarien verbreitet.

Ich bin für dich da!

Kleine Kinder können nur Gefühle nachvollziehen, die sie selbst erlebt haben und die in ihrer Lebenswirklichkeit existieren. Aktiv sollte man das Thema Krieg also nicht ansprechen, wenn allerdings Fragen kommen, sollte man diese auch beantworten. Je jünger ein Kind ist, desto weniger sollte man dabei ins Detail gehen, denn Kinder können das Ausmaß nicht begreifen, tiefsitzende Ängste könnten entstehen. Das hängt auch damit zusammen, dass Kinder eine blühende Fantasie haben und Wissenslücken gerne dramatisch ausschmücken.

Stellen Sie konkrete Fragen: „Macht dir das, was du gehört hast Angst?“ „Was macht dich traurig?“ „Wie fühlst du dich, wenn Mama und Papa dich abends ins Bett bringen und eine Geschichte vorlesen?“ „Wie fühlst du dich nach einem Streit?“ Im Austausch kann es auch passieren, dass wir mit unerwarteten Gefühlen unserer Kinder konfrontiert werden, wie beispielsweise Wut, weil wir im Moment keine Kraft zum Spielen finden oder ständig ins Handy starren, um die Nachrichten zu verfolgen. Auch diesen Gefühlen sollte man Raum geben. Kindern hilft es beim Verarbeiten ihrer Gefühle sehr, wenn sie selbst aktiv werden: Malen und basteln Sie gemeinsam mit ihnen und versuchen Sie den Alltag weitestgehend normal zu leben, denn Kinder benötigen ausreichend Zeit zum Spielen und einen sicheren Hafen. Und wenn einfach alles zu viel wird, rät die „Sendung mit der Maus“ zu einer ungewöhnlichen Methode: Laut singen! Denn dadurch wird der Bereich im Gehirn blockiert, der für Angst zuständig ist und man fühlt sich danach besser. Das klappt auch wunderbar im Familienchor.

Der Austausch mit Schulkindern

Erst ab etwa zehn Jahren sind Kinder in der Lage, Nachrichten zu verstehen und zu verarbeiten. Über die Auswirkungen von Krieg sollte man sachlich sprechen, ohne verstörende Details. Dass die Hälfte der ukrainischen Geflüchteten Kinder sind, ruft Mitgefühl hervor. Fragen wie „Wie würdest du dich fühlen, deine Heimat zu verlassen und von Papa, Freunden und Familienangehörigen getrennt zu sein. Nicht mehr zur Schule gehen zu dürfen oder auf Fußball und Klavierspielen zu verzichten?“ „Warst du schon mal in einem Land, in dem du die Sprache nicht verstanden hast?“ helfen ins Gespräch zu kommen. Je nach Interesse des Kindes kann man dann weiter ins Detail gehen und über die Auswirkungen von Krieg sprechen.

Schulkindern helfen Sendungen, wie „Logo!“ und Kinderradio wie beispielsweise „Kiraka“ oder radioMicro, um die aktuelle Situation einzuordnen. „Kindersache“, die Kinderwebseite des Deutschen Kinderhilfswerks, bietet Informationen und Nachrichten, außerdem werden häufige Fragen von Kindern rund um den Krieg in der Ukraine beantwortet. Die „Sendung mit der Maus“ bietet ebenfalls kindgerechte Informationen und ganz aktuell gibt es ein umfangreiches „CheX Spezial“ mit Checker Tobi. Schauen Sie die Folgen gemeinsam an, damit Unsicherheiten sofort begleitet werden können. Jugendliche finden fundierte und verständliche Hintergrundinformationen auf dem Instagram-Kanal der „News-WG“ oder den YouTube-Kanal „MrWissen2Go“. Und bitte unterschätzen Sie nicht die Gefahr, die von TikTok ausgeht, denn hier wird meist ungefiltert konsumiert. Bilder und Videos von Kriegen hinterlassen tiefe Spuren. Ein Grund mehr, über die Mediennutzung sensibel zu diskutieren.

Hilfe suchen, wenn Ängste zu groß werden

Wenn der Kummer zu groß wird, sollte man sich nicht scheuen, Hilfe zu holen. Das Kinder und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ 116111 sei hier zu erwähnen, aber auch spezielle Angebote, wie beispielsweise „Jugendnotmail“ oder die professionelle Chatberatung „krisenchat“. Auch der Schulpsychologe ist ein wichtiger Ansprechpartner.

Bei all den Tipps ist jedoch das Wichtigste: Beobachten Sie Ihr Kind, denn Sie kennen es am besten.

Und versuchen Sie selbst ein wenig abzuschalten, um Kopf, Herz und Seele zu entlasten. Wir sind schließlich die größten Vorbilder unserer Kinder und leben vor, wie man mit Krisensituationen umgeht. Resilienz ist wichtiger denn je.