Eine Behinderung oder schwere Krankheit, Misshandlung oder eine Traumatisierung nach Missbrauch beeinträchtigen das Leben von Kindern enorm, und oftmals ist dies mit schweren, langfristigen Folgen verbunden. Die Tribute to Bambi Stiftung unterstützt daher Projekte, die solchen Kindern helfen wollen und setzt sich allgemein für gesundheitliches Wohlbefinden, Chancengleichheit und den Schutz von Kindern ein. Am 2. Oktober 2019 stellte die Stiftung nun drei weitere ausgewählte Förderpartner im Rahmen des jährlichen Pressetermins in Offenburg vor.

Förderbereiche der TTBS

Den anwesenden Journalisten der Offenburger Burda-Titel wurden die Projekte des Fördervereins für frühgeborene Kinder an der Charité in Berlin, die Phelan-McDermid-Gesellschaft e.V. aus Ulm und der Verein Wendepunkt e.V., der in Elmshorn tätig ist, in einer Diskussionsrunde kurz präsentiert und dann die Konzepte auch anhand der Fragen der Teilnehmer näher erläutert.

 

„Es hilft schon, zu wissen, was ist“ –Phelan McDermid-Syndrom

Phelan-McDermid-Gesellschaft e.V.

„Sie bekommen ein Kind und denken, dass es gesund ist. Und je älter es wird, desto mehr merken Sie, dass irgendwas nicht stimmt“, begann Anne Theiss-Berlinger die Geschichte ihrer Tochter Ella. Das Mädchen hat einen Gendefekt, das sogenannte Phelan McDermid-Syndrom, dem ein Genverlust auf dem 22. Chromosom zugrunde liegt. Die Krankheit ist sehr selten und daher auch bei Ärzten entsprechend kaum bekannt. Eltern betroffener Kinder müssen oft sehr lange warten und viele Untersuchungen auf sich nehmen, bis eine Diagnose endlich erfolgt. Dr. Michael Schön, der zu der Krankheit forscht und sich auch in der Spezialklinik in Ulm für betroffene Kinder einsetzt, erklärte: „Auch wenn die Ausprägungen der Krankheit sehr verschieden sind, wenn man die Diagnose hat, kann man viel besser behandeln und mit gezielter Therapie einige Fortschritte erreichen.“ Denn heilen kann man die Krankheit nicht. Man kann nur versuchen, die Kinder möglichst früh umfassend zu fördern, damit kognitive und motorische Einschränkungen gelindert werden. „Dabei hilft es sehr, immerhin zu wissen, was das Kind hat, was für eine Krankheit das ist, und dass man nicht daran schuld ist. Sondern es ein Gendefekt ist und damit Zufall“, meinte Theiss-Berlinger. Die Phelan-McDermid-Gesellschaft e.V. setzt sich dafür ein, betroffene Familien in einer Spezialambulanz in Ulm in Bezug auf die Krankheit und den Umgang mit der Situation zu beraten. Außerdem möchte der Verein zur Krankheit in der Öffentlichkeit aufklären und sie bei Ärzten bekannter machen. So kann in Zukunft eine Diagnose schneller erfolgen und den erkrankten Kindern besser geholfen werden.

 

Förderung von Frühchen durch Musiktherapie

Ebenfalls um die Förderung von Kindern ging es im zweiten vorgestellten Projekt, wenn auch bei ganz kleinen Kindern, Frühgeborenen. Bei einer Geburt zwischen der 23. bis 32. Schwangerschaftswoche wiegen diese Kinder teilweise deutlich unter 1.000 Gramm und wie wenig das ist, verdeutlichte Dr. Stefanie Endesfelder, Ärztin an der Charité in Berlin, die das Projekt vorstellte, anhand von Puppen mit verschiedenem Gewicht, welche die Anwesenden selbst halten konnten.

Puppe-mit-Frühchen-Gewicht

1020 g Geburtsgewicht - nicht besonders viel, wie auch die anwesenden Gäste anhand von Puppen mit entsprechendem Gewicht nachfühlen konnten

 

Lebenslange Beeinträchtigungen und Entwicklungsverzögerungen bis hin zu schweren Behinderungen sind die Folge. Durch Musiktherapie können jedoch die Frühchen gezielt gefördert und die Entwicklung der motorischen, kognitiven und emotionalen Fähigkeiten verbessert werden. Da die Krankenkassen diese Therapie im Moment noch nicht finanzieren, ist der Förderverein auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Das Ziel ist jedoch auch hier, diese Art der Therapie bekannter zu machen und Forschung in diesem Bereich zu unterstützen, damit die Wirkung der Therapie besser nachgewiesen werden kann. Dann könnten die Kassen in Zukunft die Kosten der Therapie tragen.

 

Bei Traumatisierung möglichst schnell helfen

Eigentlich absurd, aber dennoch Realität: Im Moment werden Therapien für seelisch kranke Kinder und Jugendliche erst bezahlt, wenn die Kinder bereits sehr schwer erkrankt sind. Doch viele würden erst gar nicht Depressionen, Angststörungen oder andere seelische Erkrankungen entwickeln, wenn man ihnen möglichst schnell nach einem traumatischen Erlebnis helfen würde. Viele depressive Jugendliche, weiß man heute, wurden als Kinder misshandelt oder missbraucht, und haben danach keine Hilfe erhalten. Der Verein Wendepunkt e.V. möchte hier ansetzen und bietet Krisenintervention für Kinder und Jugendliche, also eine möglichst schnell erfolgende, behutsame Betreuung und Behandlung nach einer traumatischen Erfahrung wie Gewalt, schweren Unfällen, dem Verlust von Angehörigen oder sexuellem Missbrauch. Die Kosten für eine Intervention pro Kind sind überschaubar, die Wirkung dennoch sehr umfassend – denn so kann verhindert werden, dass die Erlebnisse verdrängt werden und auf Dauer eine Kinderseele schwer belasten, erklärte Geschäftsführer Dirk Jacobsen, der die Organisation vertrat.

Dirk Jacobsen, Wendepunkt e.V.

Auch bei diesem Projekt wurde deutlich, dass es wichtig ist, betroffenen Kindern möglichst früh zu helfen und gleichzeitig den Ansatz bekannter zu machen, damit möglichst viele Kinder unterstützt werden können und in einer breiten Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht wird, wie wirkungsvoll eine frühe Intervention ist.

Anhand aller drei Projekte wurde den Teilnehmern verdeutlicht, dass es viele spannende und überraschende Ansätze gibt, notleidenden Kindern zu helfen und diese sehr wirkungsvoll sind. Mit vereinter Unterstützung der Stiftung, der Burda-Journalisten und den Spendern können so Initiativen unterstützt und bekannter gemacht werden, die viel dazu beitragen, betroffenen Kindern ihr schweres Schicksal leichter zu machen.

Neben diesen drei Organisationen fördert die Tribute to Bambi Stiftung noch vierzehn weitere in diesem Jahr. Einen Überblick über alle geförderten Organisationen finden Sie in diesem Artikel auf unserer Webseite und hier in tabellarischer Form zum Download angeboten.

 

 

Teilnehmer des Pressetermins in Offenburg

Die Teilnehmer des Pressetermins in Offenburg (von links nach rechts): Sabine Kamrath (TRIBUTE TO BAMBI Stiftung), Dr. Dirk Jacobsen (Wendepunkt e.V.), Anne Theiss-Berlinger (Phelan-McDermid-Gesellschaft e.V.), Dr. Stefanie Endesfelder (Föderverein für frühgeborene Kinder an der Charité e.V.), Dr. Sarah Jesse (Phelan-McDermid-Gesellschaft e.V.), Dr. Michael Schön (Phelan-McDermid-Gesellschaft e.V.)